Mein Schutzgeist, mein Soulbuddy

Mein Schutzgeist, mein Soulbuddy

Geballte Emotion. Geballte Verarbeitung.

Dieses Bild habe ich bei meinem ersten stationären Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik gemalt. In der Zeit ging es mir alles andere als gut und ich habe durch diese Kreation viel verarbeiten können. Ich hatte immer das Bild vor Augen, einen inneren Dämon zu haben, den ich ein paar Tage vorher ebenfalls zu Papier brachte.

Meine Zeiten waren geprägt durch Leid und Schmerz. Gedanken, die sich wie wild drehten. Spiralförmig und abwärts. Gefangen in der tiefen emotionalen Dunkelheit war ich an einem Nachmittag mit Menschen, die ich auf der Station kennen- und lieben gelernt hatte ins Atelier gegangen, um mich kreativ auszuleben. Das Atelier war ein Ort, an dem sich Patienten unterschiedlichster Stationen die Zeit vertreiben konnten, denn neben den Therapien gab es sonst nicht viel zu tun. Ich nahm einen Kasten Wasserfarben auf meinen Tisch, wie man ihn aus Schulzeiten kannte. Schon recht abgeranzt und viele Farben so gut wie aufgebraucht. Während ich den Hintergrund aufstrich, überlegte ich. "Wenn ich einen inneren Dämon haben sollte, dann muss ich auch einen inneren Schutzgeist haben."

Ich schloss die Augen. Ich fühlte in mich hinein. Wie könnte er aussehen? Welche Form könnte er haben? Es kam wie ein Geistesblitz. Ohne ein genaues Bild vor Augen zu haben, tunkte ich meinen Pinsel ein. "Groß wird er sein." ich berichtigte mich "Sie.". Ein Gefühl von Wärme und Stärke durchströmte mich. Schon seit kleinauf hatte ich immer das Gefühl, mit Frauen nicht klarzukommen. Ich hatte immer das Gefühl, sie würden mich hassen und mich verraten. Mit Jungs und Männern hingegen kam ich schon immer sehr gut aus. Zu dem Zeitpunkt war es mir noch nicht bewusst, doch um Unreinheiten und Ängste aufzulösen muss man sich ihnen stellen. Deshalb Sie. Ich malte. Strich für Strich zeichnete sich ab, was es ergeben wird. In welcher Form sie sich in mir manifestierte.

Erst kamen die Arme, nein, Flügel. Kragen und Kopf folgten. Zum Schluss der Rest. Ich hatte Tränen in den Augen und auch heute noch fühle ich die Erleichterung, die der Einsamkeit Platz machte als ich das Bild vollendete. Es hat eine immens hohe Bedeutung für mich. Ich kanalisierte Zuversicht, Sicherheit und eine hütende Hand in dieses Bild, welche ich nicht wusste, dass Solche schon in mir wohnten.

Ab da an waren die unerträglichen Gedanken, die mich heimsuchten zwar noch da, doch schlummerte auch etwas in mir, was mir Zuversicht und Stärke vermittelte. Sie beschützte mich nicht vor dem Dämon und den damit einhergehenden, depressiven Gedanken. Sie half mir, Stück für Stück zu lernen, was es bedeutet, mich selbst zu schützen. Sie half mir, für mich selbst da zu sein.

 

Es passierte nicht von heute auf morgen, doch gehört Sie zum Anfang hinzu. Mich würde brennend interessieren, was du fühlst, wenn du es siehst. Spürst du die Emotionen, die ich habe ins Bild fließen lassen? Lass es mich unbedingt wissen! 

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1 Kommentar

Heute kommt mein Equipment zum malen.
Habe vor 2 Wochen wieder angefangen mein Inneres auf eine Leinwand zu bringen, wurde auch mal wieder Zeit..
Jetzt schreibe ich das weil du mir in die Gedanken gekommen bist. Kann man das so schreiben? Ich hoffe doch 😂
Und nachdem ich mir alles durchgelesen habe, weiß ich das ich das richtige mache oder zumindest auf den Weg dahin bin.

Wünsche dir das beste und Grüße aus Bierstadt ☂️

Jessi

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