Farben und Gefühle: Entstehung von desperate hope

Farben und Gefühle: Entstehung von desperate hope

Eine Symbiose aus Blau und Rot,...

...aus Trauer, Einsamkeit, Wut und Verzweiflung.

 

Durch viele meiner Bilder verarbeite ich Emotionen, die sich sonst nur schwer einen Weg aus meinem Sein bahnen können. Dieses Gemälde ist das perfekte Beispiel dafür. Es war Anfang 2023, Silvester befand sich noch präsent im Gedächtnis und ich hatte einen dieser Tage, die mir emotional viel abverlangten. Ich hatte akzeptiert, dass ich ein Mensch bin, der des Öfteren solche „schlechten“ Tage hatte. Nur, dass sie sich bei mir statt „schlecht“ als „äußert schrecklich“ herausstellten. Die Akzeptanz ließ die Gefühle nicht weniger stark sein. Das einzige was sich vorerst veränderte waren die Gedanken.

Aus „Warum geht es mir nur so schlecht? Warum bin ich so gestraft?!“ wurde „Es ist wieder einer dieser Tage und es ist okay so. Ich fühle mich einsam und bin sehr traurig, doch werden auch wieder bessere Tage kommen.“ und bisher war es immer so gewesen. Ich lag auf der Yogamatte und fasste mir ans Herz. Ich weinte und es fühlte sich gut an.

Fast schon automatisch griff ich zur weißen Leinwand. Wie in Trance fand erst das Blau und dann das Rot ihren Weg. Mit meinen Fingern verwischte ich die Farben und es kam mir vor, als würden die Emotionen durch diese auf das Bild fließen und meinen Körper Stück für Stück verlassen. Ich verteilte ein flüssiges rot auf meiner ganzen Hand und hinterließ einen Abdruck. Einen Abdruck meiner Angst vor der Einsamkeit.

Ich fühlte wie dem Negativen etwas größerem Platz machte, nein, mit dem Negativen einherging. Hoffnung. Zuversicht. „Ich bin nie allein…“ kam es mir in den Kopf und ein breites, irgendwie auch gruseliges Grinsen machte sich auf dem Gemälde breit. Ich dachte an dunkle Zeiten. Die dunkelsten die ich je erlebt hatte. Ich dachte an die Panik und die Angst, der ich Herr geworden war. Mir schossen Bilder in den Kopf, wie ich allein in meiner Wohnung war, mir den Kopf gegen Boden, Schränke und Wände schlug um nur diese Angst und diese Einsamkeit loszuwerden. Wie ich versuchte, mir Haare auszureißen und mir das Gesicht mit meinen eigenen Fingernägeln zu zerkratzen. Mit Erfolg. Ich saß da, vor dieser Leinwand. Alleine. Wie in Stein gemeißelt sah man mir nicht an, was mir durch den Kopf geisterte. Wer sollte es auch sehen? Ich war allein. Ich war…. Allein. und es ging mir gut damit. Allein, doch nicht einsam. Dieser Gedanke fühlte sich an wie eine Erlösung. Ich empfand Mitgefühl für mein früheres ich. Ich wünschte, ich könnte zu ihr reisen und meine jetzige Weisheit mit ihr teilen. Mit der roten Farbe schrieb ich, was ich dachte, was ich fühlte:

Hoffnung.

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